Gespräche über der Wasseroberfläche: natürliche Tricks im Aquarium mit Slávek Boudný und Zdeněk Dočekal

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Müssen wir für die Spitzenkondition von Fischen und den erfolgreichen Nachzucht von Eiern wirklich exotische Früchte aus anderen Kontinenten bestellen? In diesem Artikel werden wir uns ansehen, wie wir die Kraft der mitteleuropäischen Natur nutzen können – von Eichenblättern bis hin zu Juglon aus Walnüssen – und warum die Legenden der tschechischen Aquaristik oft nicht auf die Quellen schworen, die wir buchstäblich hinter dem Garten haben. Entdecken Sie die phytochemischen Waffen unserer Bäume und lernen Sie, wie man sie sicher in Ihrer Zuchtpraxis anwendet.

Kann eine Eiche, die hinter dem Garten wächst, genauso gut sein wie ein exotischer Mandelbaum?

In der modernen Aquaristik lassen wir uns oft vom Marketing mitreißen. Die Blätter des Meer-Mandelbaums (Terminalia catappa) sind zum globalen Standard geworden, während Generationen von Spitzen-Aquarianern wie Dr. Stanislav Frank, Heiko Bleher oder Horst Linke bahnbrechende Nachzuchten mit ganz gewöhnlicher mitteleuropäischer Flora erzielten.

Was macht den Reiz von „Blättern hinter dem Haus“ aus und wie kann man sie in der Zuchtpraxis richtig nutzen?

Legendenverweis

Die Geschichte der tschechischen Aquaristik ist eng mit der Verwendung natürlicher Extrakte verbunden. Dr. Frank betonte stets die Bedeutung von Torf und Huminsäuren für Fische aus weichem und saurem Wasser. Heiko Bleher bemerkte treffend bei seiner Teilnahme an einer Konferenz in Harrachov im Jahr 2006:

Warum für Importe ausgeben, wenn am Bach eine Eiche wächst? Es genügt, sie trocknen zu lassen, und sie erfüllt denselben Zweck.

Dieser pragmatische Ansatz geht nicht nur um Kostensenkung, sondern um das Verständnis phytochemischer Prozesse. Zum Beispiel Horst Linke verwendete in seiner Fischzucht Eichenblätter nicht nur zur Regulierung der Wasserchemie, sondern auch als spezifisches Substrat für die Fortpflanzung asiatischer Labyrinthfische. Dies erreichte er, indem er mit einer Heißklebepistole das Blatt anbrachte und stellte so eine Höhle her. Die Labyrinthfische zogen dann in die entstandene Höhle ein.

Eiche hat mehr Arten

Die Eiche (Quercus) ist für den Aquarianer das wertvollste heimische Material. Ein interessantes Hilfsmittel bei der Sammlung ist laut Slávka Boudný die sogenannte Marceszenz – ein Phänomen, bei dem trockene Blätter bis zum Frühling am Baum bleiben. Der ideale Zeitraum ist Februar und März. Die Blätter sind frostreif, trocken und nicht mit Schimmel aus dem Boden kontaminiert.

Eichenblätter zersetzen sich langsamer als Catappa. In Becken mit  Planorbarius oder Garnelen kommt es zu einer schrittweisen Zersetzung des Parenchyms (des grundlegenden weichen Blattgewebes), bis nur noch reines Zellulose übrig bleibt. Diese wirkt im Aquarium nicht störend und lässt sich leicht abtragen.

Der Kampf gegen Wasserflöhe: Die in Eichen enthaltenen Tannine können in Kombination mit einer Temperaturabsenkung unter 24 °C effektiv die Vermehrung von Wasserflöhen hemmen. Der Extrakt verändert die Umgebung so, dass sie für diese Organismen (Protozoen) ungünstig wird, was Raum für die Wiederherstellung des biologischen Gleichgewichts schafft.

Eiche und Walnuss: Natürliche Antibiotika

Während Eichenrinden bekannt sind für ihre Fähigkeit, den pH-Wert drastisch zu senken und das Wasser in bernsteinfarbene Töne zu färben aufgrund des hohen Gehalts an Harzen und Tanninen, stellt die Walnuss (Juglans regia) ein raffinierteres Werkzeug dar. Die Blätter und die grünen Schalen der Walnuss enthalten Juglon und andere Substanzen mit ausgeprägten bakteriostatischen Wirkungen.

Auch Eiche und Walnuss haben mehr Arten. Zur Veranschaulichung haben wir zwei Vertreter ausgewählt.

Allelopathie: Der Kampf um Raum
Die bekannteste Eigenschaft von Juglon ist seine allelopathische Wirkung. Das bedeutet, dass die Walnuss diese Substanz in ihre Umgebung (Wurzeln, Blätter, Früchte) abgibt, um das Wachstum konkurrierender Pflanzen zu unterdrücken. Im Baum selbst kommt Juglon nicht in reiner Form vor, sondern als nicht-toxischer Vorläufer (Hydrojuglon). Sobald es jedoch an die Luft oder in den Boden gelangt (z.B. bei Regen durch Blätter oder beim Zersetzen von Schalen), oxidiert es zu toxischem Juglon.

Verwendung in Medizin und Industrie
Obwohl es für viele Pflanzen giftig ist, hat es eine Reihe nützlicher Eigenschaften: Es hat starke antibakterielle, schimmelhemmende und antiparasitäre Wirkungen. Es wird in der traditionellen Heilkunde zur Behandlung von Hautkrankheiten, Ekzemen oder gegen innere Parasiten eingesetzt. Auch viele Aquarianer verwenden die Blätter der Walnuss im Aquarium, ähnlich wie die Blätter des Meer-Mandelbaums (Catappa).

Fachvorträge (z.B. in Hannover 2002 - siehe beigefügtes Video) haben bestätigt, dass konzentrierte Extrakte in der Prävention von Eiern oft wirksamer sind als kommerzielle Präparate. Die Dosierung muss jedoch sehr sensibel sein – die Methode der „angemessenen Färbung“ des Wassers ist hier entscheidend.

Während die Blätter der Walnuss bei richtiger Dosierung eine sichere Quelle für Tannine sind, ist das grüne, fleischige Fruchtfleisch (Schale) eine konzentrierte Reserve von Juglon. Gerade Extrakte aus diesen Schalen zeigen in der Prävention von Schimmelbildung bei Eiern oft eine höhere Wirksamkeit als kommerzielle Präparate, erfordern jedoch die erfahrene Hand des Aquarianers!

Innovation in der Zucht: Kokosnuss und Blätter

Kokosfaser ist ein interessantes „Gimmick“, das sich in der Zucht von Zdeněk Dočekal bewährt hat. Sie dient hier als Ersatz für Javamoos aufgrund der langen Kokosfaser.

Mechanische Sicherheit: Im Gegensatz zu Moosen bildet Kokosfaser kein undurchdringliches Geflecht. Bei der Handhabung von Tieren fallen die Fische leicht aus den Fasern, wodurch Verluste durch mechanisches Trauma minimiert werden.

Strukturelle Stabilität: Die Faser behält ihre Form, unterliegt nicht schneller Zersetzung und setzt feine bakteriostatische Bestandteile frei, die die Eier schützen.

Natürliche Höhlen: Horst Linke klebte sogar getrocknete Eichenblätter mit einer Heißklebepistole auf inerte Unterlagen (z.B. Steine), wodurch er künstliche Höhlen für die Fortpflanzung der Labyrinthfische der Gattung Parosphromenus schuf.

Fazit

Die Verwendung natürlicher Materialien im Aquarium ist kein Überbleibsel, sondern ein Zeichen von Bildung. Sobald Sie nach Eichenrinde, Eichenblättern greifen oder versuchen, mit Walnuss zu experimentieren (Achtung bei der Dosierung), bringen Sie immer ein Stück natürlichen Lebensraums und funktionellen biologischen Schutz in Ihr Becken.

Veröffentlicht: 23. Dez. 2025
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FA
Postup je takový, že se vezme hrnec, který se prodává jako parní odšťavňovač na ovoce, přidají se slupky ze zralých ořechů (asi půl kýble). Dokud vytéká tmavá tekutina, tak povařit. (Podobně, jako, když se zpracovává ovoce).  
vor 1 Stunde
JP
Olšové šišky a dubove listí používám v akvariu s ramirezkama i ve vytíracích nádržích.
Jen by mne zajímala koncentrace toho ořešáku.👍
 
vor 2 Stunden
Anna Krejčová
Zajímavý rozhovor!  
vor 8 Stunden
David Dytrych
Skvělá inspirace pro akvaristy, olšové šišky jsou pro krevetky a ryby klasika, ale třeba o dubu jsem vůbec nevěděl. Díky a hezké Vánoce komunitě ForAquarist 🌲🌲🌲!  
vor 9 Stunden