Unterspültes Steilufer am Rio Nanay – Ein Südamerika-Biotopaquarium

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Wie lässt sich eine dunkle, naturnahe Unterwasserlandschaft mit riesigen Wurzeln, Buchenlaub und minimaler Technik gestalten? Welche Herausforderungen erwarten uns bei der Nachahmung einer natürlichen Umgebung und bei der sorgfältigen Auswahl des Besatzes?

Einrichtung eines Biotop-Aquariums – geht das überhaupt?

Wenn man sich Bilder und Videos aus den natürlichen Habitaten der Cichliden anschaut oder vielleicht selbst schon mal Gelegenheit hatte in deren Lebensräumen zu tauchen oder schnorcheln, wird schnell klar, dass jeder Versuch, ein solches Biotop im begrenzten Raum eines Glaskastens nachzubauen, nur eine grobe Annäherung an die Wirklichkeit sein kann.
Beim Besuch des Fischhändlers meines Vertrauens hatte ich wunderschön gefärbte, mit langen Flossenfilamenten ausgestatte, wilde Peru Altum Skalare aus dem Rio Nanay in Peru entdeckt und war sofort begeistert von den Tieren. Und schon ging es an die Planung eines Beckens für Skalare. Bestellt wurde es in 80 cm Höhe, 150 cm Breite und 60 cm Tiefe und kurze Zeit später aufgrund des Gewichts (15 mm Glas!) vor Ort verklebt.

Becken-Einrichtung

Große Moorkienwurzeln wurden mit einem Hochdruckreiniger gereinigt und einige Wochen in Regentonnen gewässert. Einige Wurzeln hängen von oben ins Becken, andere stehen auf dem Boden und reichen bis an die Wasseroberfläche.
Ein paar Buntsandsteingerölle (Sollingsandstein) aus einer Kiesgrube an der Weser als Reviergrenzen für die Biotodoma. Dazu Buchen- und Eichenäste mit trockenem Laub, die man ganzjährig im Wald findet und alle 2 Wochen ausgetauscht werden. Buchen- und Eichenlaub sowie ein paar Seemandelbaumblätter auf dem Boden
Bodengrund: gewaschener Spielsand 0-2 mm und eine Deckschicht aus einem Gemisch aus Wesersand und feinem Kies bis ca. 10mm.
Aquarienpflanzen: nicht ganz biotopgerecht: ein paar Aufsitzer-Pflanzen, Bolbitis heudelotii und Microsorum pteropus, auf den Wurzeln im oberen Drittel des Beckens angebunden.

Bodengrund: gewaschener Spielsand 0-2 mm und eine Deckschicht aus einem Gemisch aus Wesersand und feinem Kies bis ca. 10mm.

Aquarienpflanzen: nicht ganz biotopgerecht: ein paar Aufsitzer-Pflanzen, Bolbitis heudelotii und Microsorum pteropus, auf den Wurzeln im oberen Drittel des Beckens angebunden.

Abb. 1: Große Moorkienwurzeln, hochdruck-gereinigt und gewässert. Kaum zu glauben, sie wurden alle verbaut.

Abb. 2: Und so sah das ‚hardscape‘ aus. Die meisten Wurzeln hängen, mit Kabelbindern an quer liegenden 4-kant-Profilen befestigt, von oben ins Becken.

Technik:

Beleuchtung: sparsam mit LED-Leuchten,  die über 3 LED Digital Dimmer separat gesteuert werden.

Filtertechnik: Über 2 HMF in den Ecken aus 4 cm starken, schwarzen Matten mit 20 ppi. Fläche je 0,25 m2. Je 2 Luftheber von GN mit 25mm Aussendurchmesser. Angetrieben von einer aquaforte V30 im Nebenraum. In der Einlaufphase der Matten wurden sie von einem eingelaufenen EHEIM professionel 4+ 600 aus einem anderen Becken unterstützt.

Weitere Technik: Mehr gibt's nicht, das Becken soll mit minimaler Technik betrieben werden. Falsch: 2 Heizstäbe mit 300W sitzen hinter den HMF.

Wasser: Ich wohne am Rand eines kleinen Mittelgebirges aus Sandstein (Solling), so dass hier recht weiches Wasser mit einer KH von 4° dH und GH von 7° dH aus der Leitung kommt, allerdings – wie üblich für Leitungswasser – mit einem pH über 7. 

Deshalb wird das Wechselwasser in einer großen, 300 Liter fassenden Regentonne im Keller aufbereitet: es wird temperiert und belüftet, mit Torfgranult und Erlenzapfen in einem hineingehängten Säckchen etwas angesäuert, so dass es einen pH

Hier noch 2 Bilder vom fertig eingerichteten und laufenden Becken:

Abb. 7 & 8: Zwei Ansichten vom Becken. Durch die Huminstoffe im Wasser und die sparsame Beleuchtung entsteht eine etwas düstere Atmosphäre, die in meiner romantischen Vorstellung (ich war noch nie dort) von einem durch Bäume beschatteten Flussufer am Rio Nanay ähnelt und die Lichtverhältnisse dort imitiert. Daher wurde auch gar nicht erst versucht, Pflanzen am Boden einzusetzen, sondern nur ein paar Aufsitzer in den oberen 30cm an die Wurzeln gebunden. Dekoratives Gestaltungselement sind auch die trockenen Buchen- und Eichenäste, die im Biotop ins Wasser hängende, belaubte Äste abbilden sollen.

Besatz:

Cichliden:

  • 8 rot gepunktete 'Peru Altum' Wildfänge, Pterophyllum scalare aus dem Rio Nanay. Hierbei handelt es sich nicht um ‚echte‘ Altum Skalare (Pterophyllum altum) sondern um, mit etwa 20 cm Flossenspannweite, eher kleine bleibende, aber sehr attraktiv gefärbte Skalare
  • 8 Schwanzstreifenbuntbarsche, Biotodoma cupido Wildfänge aus dem Rio Nanay. 
  • 6 junge Flaggenbuntbarsche, Mesonauta insignis F1. 

Salmler:

  • Ein Schwarm aus 40 ‚ Schwarzliniensalmlern, Moenckhausia costae, die gut zum Rest des Besatzes, der Einrichtung und der düsteren Atmosphäre des Beckens passten.
  • Ein kleiner Schwarm schwarzer Phantomsalmler, Hyphessobrycon megalopterus, die allerdings kaum zu sehen waren, da sie fast ausnahmslos durch das trockene Laub an der Rückseite des Beckens tanzten.

Welse dürfen bei dem vielen Holz natürlich nicht fehlen:

  • 15 Hoplisoma (Corydoras) sterbai Wildfänge für den Sandboden
  • 4 Farlowella acus
  • 4 Hypoptopoma gulare WF
  • Je 3 Holzraspler L397 Panaqolus sp. & L226 Panaqolus changae

Allerdings habe ich die Panaqolus nach einigen Wochen wieder abgegeben. Die haben geschissen wie die Waldesel und die Mattenfilter haben sich ganz schnell zugesetzt

Speiseplan

Frostfutter (von der Aqua-Farm Rein) in einem Mix aus Artemia, weißen und schwarzen Mückenlarven. Dazu hochwertiges Flocken- und Granulatfutter.

Abb. 18: Mesonauta als Vegetarier

Den Welsen wurde regelmäßig Gemüse gereicht: Im Wechsel Gurke, Zucchini und Paprika. 

Etwas überrascht war ich, als auch die Mesonauta eifrig an der vegetarischen Kost naschten. Allerdings nicht wirklich verwunderlich, haben sie in ihrer Heimat in Hochwasserzeiten sicherlich auch Früchte und anderes Grünfutter auf ihrem Speiseplan.

Veröffentlicht: 21. Okt. 2025
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