Lassen Sie uns einen Blick auf die weniger bekannten, aber faszinierenden Salmler (Tetras) der Gattung Hyphessobrycon werfen, die bis 2015 bei uns aufgetaucht sind. Diese Gattung, die größte in der Familie der Echten Salmler (Characidae), umfasst über 130 beschriebene Arten und viele weitere, die noch auf eine wissenschaftliche Einordnung warten.
Raritäten und Neuheiten bei Hyphessobrycon-Arten bis 2015
In diesem ersten Teil widmen wir uns Raritäten und Neuheiten bekannter Arten bis etwa 2015. Derzeit arbeiten mehrere wissenschaftliche Teams an der Systematik der Salmler (Tetras). Auch wenn nicht alle ihre Ansichten bisher akzeptiert sind, müssen wir uns wahrscheinlich darauf einstellen, dass sich unsere gewohnten Namen ändern werden, ähnlich wie es beispielsweise bei den Panzerwelsen der Fall war. Bis dahin halten wir uns an die ursprüngliche Einteilung.
Gattung Hyphessobrycon: Charakteristik und Verbreitung
Die Gattung Hyphessobrycon gehört zu den beliebtesten Zierfischgattungen. Ihre Verbreitung reicht von Südmexiko bis zum Río de la Plata in Argentinien. Die größte Vielfalt findet sich im Amazonasgebiet, wo etwa die Hälfte der bekannten Arten lebt. Es handelt sich um die größte Gattung innerhalb der Familie der Echten Salmler (Characidae).
Die Gattung wurde 1908 von Durbin etabliert und umfasst derzeit über 130 Arten. Viele davon sind wissenschaftlich noch unbeschrieben und werden daher meist als Hyphessobrycon sp. mit einem Zusatz, der ihren Fangort angibt, bezeichnet.
Im vergangenen Jahrzehnt wurden viele Arten beschrieben, die bei uns meist unbekannt sind. Einige davon haben wir bereits auf unserer Website vorgestellt. In der Regel handelt es sich um kleine, gesellige und friedliche Fische. Hyphessobrycon ist eng verwandt mit einer anderen beliebten Salmlergattung, Hemigrammus.
Die Gattungen unterscheiden sich hauptsächlich in der Zahnung und darin, dass Vertreter der Gattung Hyphessobrycon keine eingekerbte Schwanzflossenbasis aufweisen. Beide Gattungen umfassen sowohl länglich als auch hochrückig gebaute Arten. Viele Arten zeigen, ähnlich wie bei Buntbarschen (Cichliden), deutliche Geschlechtsunterschiede: Männchen sind in der Regel farbenprächtiger mit verlängerten Flossen, während die Weibchen meist blasser und unauffälliger gefärbt sind. Diese Fische leben typischerweise in Gewässern bewaldeter Gebiete, die von den Ästen der umliegenden Bäume beschattet werden. Daher ist es ratsam, sie in eher schwach beleuchteten Aquarien mit Schwimmpflanzen zu halten, die natürlichen Schatten spenden. In der Regel gedeihen sie gut in Gefangenschaft und vermehren sich meist auch erfolgreich. Da es sich normalerweise um Schwarmfische handelt, sollte man sie immer in Gruppen von mindestens 6-8 Exemplaren erwerben.
In der heutigen Mitteilung möchten wir einige bei uns weniger bekannte Fische dieser Gattung vorstellen.
Systematik und Gruppen innerhalb der Gattung Hyphessobrycon
Die Systematik der Gattung ist noch recht oberflächlich; phylogenetische Analysen werden derzeit noch nicht umfassend genutzt. Stattdessen werden Arten nach relativ einfachen Merkmalen eingeordnet. Es gab mehrere Versuche, Arten in Gruppen einzuteilen, meist basierend auf Färbung und Flossenform (Géry 1961, 1966, 1977, Weitzman und Palmer 1997 usw.). So wurde beispielsweise die Gruppe der "Rosy Tetras" etabliert, zu der hochrückige Salmler wie Hyphessobrycon erythrostigma, Hyphessobrycon socolofi, Hyphessobrycon pyrrhonotus und Hyphessobrycon eques (früher Hyphessobrycon callistus) gehören. Auch die Gruppe der "Geistertetras" mit Hyphessobrycon rosaceus und Hyphessobrycon bentosi sowie weiteren Arten wurde geschaffen. Eine weitere Gruppe ist Hyphessobrycon heterohabdus, der verschiedene Autoren 3 bis 15 Arten zuordnen. Dazu zählen neben den bereits genannten auch Hyphessobrycon amapaensis und Hyphessobrycon agulha (wobei einige Autoren für Hyphessobrycon agulha eine eigene Gruppe geschaffen haben). Laufend werden weitere Arten hinzugefügt, sobald sie entdeckt und beschrieben werden. Einige tragen die Bezeichnung Hyphessobrycon cf. … oder Hyphessobrycon sp. aff. …, was bedeutet, dass sie der ursprünglichen Art ähneln, aber wissenschaftlich noch nicht vollständig bestimmt sind. Dazu gehört auch die Neuheit der letzten Jahre, Hyphessobrycon eschwartzae, die von einer Gruppe von Ichthyologen (Garcia-Alzate, Román-Valencia, Ortega) im südöstlichen Peru, Madre de Dios, zusammen mit Hyphessobrycon taphorni gefangen wurde. Letztere ist bisher jedoch nur von in Alkohol fixierten Präparaten bekannt. Hyphessobrycon eschwartzae ähnelt eher Hyphessobrycon loretoensis.
Beschriebene Arten (in der Reihenfolge der Bilder)
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Hyphessobrycon borealis stammt aus Französisch-Guayana und ist ein kleinerer Fisch, der gewöhnlich nicht mehr als 3 cm erreicht. Er gehört zur Hyphessobrycon heterohabdus-Gruppe, zu der wir auch weitere Arten wie Hyphessobrycon heterohabdus, Hyphessobrycon amapaensis, Hyphessobrycon agulha und Hyphessobrycon eschwartzae zählen.
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Hyphessobrycon cf. pulchripinnis unterscheidet sich von der ursprünglichen "Rakušanka" hauptsächlich durch die Färbung. Diese Neuheit erschien vor einiger Zeit im Angebot der Firma Glaser und überrascht mit ihrer rötlichen Färbung. Daneben tauchte auch eine interessante Albinoform dieser Art auf, die ursprünglich aus den Gewässern Zentralbrasiliens, hauptsächlich aus dem Einzugsgebiet des Rio Tapajós, stammt.
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Hyphessobrycon cf. elegans bleibt vorerst unter seinem Handelsnamen bekannt.
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Hyphessobrycon coelestinus ist ein weiterer kleiner Vertreter der Gattung, der etwa 3 cm groß wird. In unseren Aquarien ist dieser fröhliche Salmler sehr selten. Er stammt aus dem Oberlauf des Rio Paraná.
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Hyphessobrycon copelandi ist ein relativ seltener Salmler, der im Fall der Männchen eine Größe von 35 mm erreicht. Die Weibchen sind einige Millimeter länger und robuster. Sie stammen aus den Flüssen Solimões, Approuague und Mana.
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Hyphessobrycon epicharis erreicht im Fall der Männchen etwa 3,5 cm, die Weibchen etwa 4 cm. Sie stammen aus dem oberen Orinoko und dem oberen Einzugsgebiet des Rio Negro. Es sind wunderschöne und etwas scheue Salmler, die in Europa jedoch äußerst selten und relativ teuer sind.
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Hyphessobrycon eschwartzae gehört zur Hyphessobrycon heterohabdus-Gruppe und wurde gleichzeitig mit einem weiteren Zwerg, Hyphessobrycon taphorni (der 23 mm erreicht), beschrieben. Ihr Name ehrt die Künstlerin Eugenie Schwartz, die die Forschung zu dieser neuen Art finanziell unterstützte. Sie stammt aus dem peruanischen Rio Madre de Dios. Manchmal taucht sie in Deutschland unter der Bezeichnung Hyphessobrycon sp. agulha auf.
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Hyphessobrycon haraldschultzi stammt aus dem Einzugsgebiet des Rio Araguaia in Zentralbrasilien, z.B. dem Rio Água Preta, einem Zufluss des uns gut bekannten Todesflusses Rio das Mortes (Heimat z.B. von Hyphessobrycon amandae). Es ist eine kleine Art, bei der die Männchen etwa 3 cm groß werden und die Weibchen etwa 0,5 cm länger sind. In Geschäften in Deutschland sehen wir ihn auch unter der Bezeichnung H. sp. Araguaia, wie wir die Art vor einiger Zeit in unserem Magazin vorgestellt haben.
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Hyphessobrycon heliacus erschien vor einiger Zeit in tschechischen Aquarien, konnte sich aber aus unbekannten Gründen in unseren Aquarien nicht gut etablieren. Sie stammt hauptsächlich aus dem Einzugsgebiet des Rio Xingú, aber auch aus dem Rio Teles Pires und anderen kleinen Zuflüssen des Einzugsgebiets des Rio Tapajós.
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Hyphessobrycon herbertaxelrodi – wer kennt nicht den Schwarzen Neon? Wann haben Sie ihn zuletzt in unseren Aquarien gesehen? Früher ein beliebter, geselliger, friedlicher Salmler. Oben ist jedoch Hyphessobrycon cf. herbertaxelrodi abgebildet, die Ende des letzten Jahrhunderts in Europa auftauchte. Sie wurde im oberen Rio Guaporé an der Grenze zwischen Brasilien und Bolivien gefangen.
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Hyphessobrycon heterohabdus hat mehrere Farbvarianten, weshalb er manchmal mit dem Schwarzen Neon (Hyphessobrycon herbertaxelrodi) verwechselt wird. Sein Nachteil ist jedoch, dass er sich nicht so leicht vermehrt. Zudem wurde er in den letzten Jahren von Hyphessobrycon amapaensis verdrängt, mit der er ebenfalls oft verwechselt wird. Auf dem Bild oben die übliche Form, die in unseren Aquarien in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts gehalten wurde, unten die Neuheit "Pantanal".
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Hyphessobrycon loretoensis gehört zu den Arten, die bisher in Gefangenschaft nicht erfolgreich gezüchtet werden konnten (also nachweislich), obwohl einige Referenzen im Internet darauf hindeuten, dass es relativ einfach ist. Wie der Name andeutet, stammt sie aus der Provinz Loreto in Peru.
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Hyphessobrycon minor wird oft mit dem Namen für den Blutsalmler verwechselt – heute Hyphessobrycon eques, früher Hyphessobrycon callistus oder Hyphessobrycon minor. Dieser Salmler, der aus Guyana stammt, gehört zu den kleineren Arten und erreicht eine Größe von 3-3,5 cm.
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Hyphessobrycon montagi stammt aus dem Rio Arapiuns, Rio Tapajós, aus dem Gebiet des Bundesstaates Pará in Brasilien und ist eine relativ neue und begehrte Art.
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Hyphessobrycon paepkei ist eine fast frisch beschriebene Neuheit, die bei uns bisher selten ist. Es ist einer der weiteren Vertreter der sogenannten "Rosa Tetras".
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Hyphessobrycon pando tauchte 2014 dank der Firma Glaser auch wieder in unseren Aquarien auf. Es handelt sich ebenfalls um einen Vertreter der "Rosy Tetras" und einen Bewohner von Schwarzwasser. Auf dem Bild ist das Männchen zu sehen.
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Hyphessobrycon pando Weibchen, ein Fisch, der aus dem Fang in Nordbolivien stammt.
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Hyphessobrycon rosaceus wird nach wie vor in unseren Geschäften als Hyphessobrycon ornatus oder sogar als Hyphessobrycon bentosi angeboten. Für diese Art ist die weiße Umrandung der Flossen typisch, während Hyphessobrycon bentosi schwarze Flossen hat.
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Hyphessobrycon sovichthys half mir bei der Bestimmung. Er stammt aus den Llanos in Venezuela und Kolumbien und wird bis zu 3 cm groß.
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Hyphessobrycon sp. ROSE ist einer der weiteren Zwerge, die neu in die Gruppe der "Rosa Tetras" eingeordnet wurden. Ich habe sie bisher bei uns nicht gesehen.
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Hyphessobrycon sp. aff. tukano ist bisher eine nicht klassifizierte Neuheit, die relativ pflegeleicht und aufgrund ihrer Größe auch für Nanoaquarien geeignet ist. Besonders die Männchen sind beim Ablaichen sehr aktiv und hervorragend gefärbt.
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Hyphessobrycon takasei AMAPA hat uns in den letzten Monaten dank der Firma GLASER/RODGA aus dem brasilianischen Bundesstaat Amapá erreicht.
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Hyphessobrycon takasei (die übliche Form) wird aus Französisch-Guayana aus dem Einzugsgebiet der Flüsse Araguari und Oyapock importiert. Sie erreicht 3 cm und wurde vor einiger Zeit in České Budějovice gezüchtet.
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Hyphessobrycon tropis ist bei uns bereits ein recht bekannter Salmler, der am häufigsten als Beifang mit Fischen aus dem Rio Negro, meist mit Roten Neons, zu uns kommt. Züchterisch ist sie pflegeleicht, fröhlich und klein.
Lesen Sie auch den zweiten Teil des Artikels Rare Hyphessobrycon von 2015